Und täglich grüßt das Murmeltier

“Und täglich grüßt das Murmeltier” heißt, es wiederholt sich etwas immer wieder. Jährlich Anfang September zieht es Reihen von Männern in die Hochalpen um vergletscherte Berge zu besteigen, denn in diesem Monat sind die Wetterbedingungen am sichersten. Zum fünften Mal ist unser „Basislager“ in Saas Grund. Rund um das Saastal herrscht die größte 4000ér Dichte der Alpen und das Besondere daran ist, man kann sie direkt vom Quartier aus zu Fuß erklimmen (in 2 Tages Touren)!

Gut ist es, nach der Ankunft in höheren Lagen etwas zu akklimatisieren. Darum stand am Sonntag erst mal eine Einlauftour auf den Monte Moro Pass an. Oben angelangt eröffnete sich uns eine wunderbare Sicht auf das Monte Rosa Gebiet mit der Dufourspitze. Montag und Dienstag stand die die erste 2 Tagestour an. Das Fletschhorn war Ziel unserer Begierde. Nach unruhiger Hüttennacht brachen wir 5.00 Uhr morgens auf. Den Weg im Dunkeln durch schwieriges Blockgestein konnten wir gut und zügig bewältigen, danach ging es über den beinhart gefrorenen Gletscher. Die Sicht auf die gegenüberliegenden Eisriesen, die in der Morgensonne rot glühten war erhebend. Mit zunehmender Temperatur und Höhe veränderten sich die Bedingungen für unseren Gipfelsturm zu unseren Ungunsten. Gletscherbrücken wurden faul, das Blankeis bekam einen Wasserfilm, uns drohte (für eine Zeit) durch Wolken die Sicht zu verlieren, sodass der Rückweg schwierig werden konnte (auf Blankeis gibt es keine Spuren). So entschieden wir ohne Gipfelerfolg umzudrehen. Nach erster Enttäuschung, eine weise Entscheidung.

Bei unserer Hochtourenwoche ging es aber nicht nur um Berge, sondern auch um die Gemeinschaft mit Gott und dem Austausch über sein Wort. Aufhänger waren in diesem Jahr Gebirgstiere, wovon erstaunlicherweise einige in der Bibel benannt sind. Der Klippdachs entspricht dem Murmeltier. Der Steinbock wird in den Sprüchen mit der Schönheit und dem sicheren Auftreten der Ehefrau in Verbindung gebracht. Der Adler – welchen wir gesichtet haben – steht für Lebenskraft, Übersicht und Ausdauer. „Dass du auffährst wie mit Adlerflügeln“ beschreibt es der Prophet Jesaja. Der Schneehase, musste schließlich als „Angsthase“ herhalten. Im Römerbrief Kapitel 8 lesen wir, wie die ganze Schöpfung unter Angst leidet und wie wir mit ihr umgehen können. Ein starker Trost ist dabei die Zusage Gottes in der Angst bei uns zu sein. Sein Versprechen ist: Weder Tod noch Einbrüche im Leben können uns trennen von seiner Liebe. (Römer 8,38-39) 

Natürlich wollten wir gerne das Gipfelerlebnis! Dafür ist der Alphubel ein guter Kandidat. Er bietet alles was eine grandiose Bergtour ausmacht. Höhe 4206m, auf seinem Zugang ist das Feejoch mit einer langen und ausgesetzten Kletterei im zweiten Grad zu bewältigen. Seine Lage bietet eine ausgezeichnete Weitsicht 360°. Und das Beste, der Gletscher ist nicht vereist und lässt sich daher gut und gelenkschonend begehen. Am Donnerstag den 2.9.21 um 13.45 Uhr dann der Jubel von dreizehn Bergbezwingern. Die, die nicht mit oben waren, hatten entweder kaputte Füße (Blasen),kaputte Schuhe oder waren zu kaputt, den letzten Aufstieg zu bewältigen. Dennoch war es für alle ein großes Fest, ein großes Erlebnis und eine große Genugtuung am Abend wieder im Quartier gesund und munter angekommen zu sein.

Darum beende ich den Rückblick mit zwei Versen aus Psalm 121: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“

Text H. Günther